Sutartinės (von dem lituaischen Wort sutarti – übereinstimmen) bezeichnet eine Form des mehrstimmigen Gesangs, der im Nordosten Litauens von Frauen praktiziert wird.
Die Lieder haben eine einfache Melodie mit zwei bis fünf Tonlagen und bestehen aus zwei Teilen: einem sinngebenden Haupttext und einem Refrain, der auch spontane Wortschöpfungen enthalten kann. Es gibt fast 40 verschiedene Stilrichtungen und Darbietungsformen der Sutartinės. Sie können im Wesentlichen von zwei Sängerinnen parallel gesungen werden, von drei Sängerinnen im klassischen Kanon, bei dem beide Phrasen der Melodie versetzt gesungen werden, oder aber von zwei Gruppen von Sängerinnen, bei denen die führende Stimme des jeweiligen Paares den Haupttext singt, während die Partnerin den Refrain singt, bevor das zweite Paar wiederholt. Die poetischen Texte decken ein breites Spektrum ab: von der Arbeit und Alltagsmomenten über Kalenderrituale, Hochzeiten und Familie bis hin zu Krieg und Geschichte. Die Choreografie ist unkompliziert mit einfachen und meist sparsamen Bewegungen, d. h. man geht im Kreis oder bildet einen Stern, hängt sich dabei ein und stampft mit den Füßen.
Die Sutartinės werden bei feierlichen und gesellschaftlichen Anlässen sowie auf Festivals und Konzerten aufgeführt. Sie fördern den Austausch kultureller Werte und vermitteln ein Gefühl der kulturellen Identität, Kontinuität und Selbstachtung. In der Regel werden die Sutartinės von Frauen gesungen, es gibt jedoch auch von Männern dargebotene Instrumentalvarianten mit Panflöten, Hörnen, langen Holztrompeten, Schnabelflöten und Zithern.
Die Sutartinės wurden 2008 als mehrstimmige Gesänge aus Litauen als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt, u. a. weil sie tief in der Gesellschaft verwurzelt sind, von einer Generation zur nächsten und nun auch an ein breiteres Publikum weitergegeben werden und sie den Praktizierenden ein Gefühl der Identität und Kontinuität verleihen.