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Der 1959 auf der estnischen Insel Hiiumaa geborene Erkki-Sven Tüür gehört zu den bemerkenswertesten Komponisten seiner Generation weltweit. Nach autodidaktischen Anfängen studierte er Komposition unter anderem privat bei Lepo Sumera. 1979 gründete Tüür das Ensemble „In Spe“, welches schnell zu einer der beliebtesten Rockgruppen Estlands avancierte. Bis 1983 engagierte er sich für dieses Ensemble als Komponist, Flötist, Keyboarder und Sänger. Als professioneller Komponist zeitgenössischer Musik trat er Mitte der 80er-Jahre an die Öffentlichkeit. Seit 1992 ist Tüür als freiberuflicher Komponist tätig und seine Musik wird weltweit sehr oft aufgeführt und hoch geschätzt. Die Uraufführungen seiner Werke finden, bevor sie in Estland zur Aufführung kommen, meistens im Ausland statt, und werden von den renommierten Interpreten in Auftrag gegeben. Erkki-Sven Tüür war unter anderem auch Mitbegründer des internationalen Festivals für Gegenwartsmusik NYYD („Jetzt“), das zwei Jahrzehnte lang jeden zweiten Herbst in Tallinn statt fand.
Tüür integriert in seinem Stil verschiedene Kompositionstechniken, wobei Konfrontationen von Tonalität und Atonalität sowie fließende Übergänge von einer in die andere Tonart besonders wichtig sind.
Erkki-Sven Tüür sagt zu seinem Werk: „Bei meinem kompositorischen Schaffen handelt es sich ausschließlich um das Verhältnis zwischen geistiger und emotionaler Energie sowie um die Möglichkeiten, diese zu lenken, zu konzentrieren, zu liquidieren und wieder ansammeln zu lassen. Meine Stücke stellen abstrakte, klingende Dramen dar mit vielen agierenden Personen und extrem dynamischen Handlungssträngen; sie entfalten sich innerhalb eines Raumes, der sich unablässig verschiebt, ausdehnt und zusammenzieht, aber nicht etwa wie ein feingliedriges Mosaik, sondern eher wie eine säulenhafte Skulptur.“
Seine letzte Schaffensperiode bezeichnet er als „vektoriell“, da seine Werke in einen Quellcode eingeschlossen sind, der sich verändert und anwächst und so die verschiedenen Elemente des Werkes wie ein Vektor verbindet.